Gemeindechronik

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Rettenschöss!

Durch die tolle Arbeit von unserem Ortschronisten Alexander Buchauer können wir eine sehr detaillierte Geschichte der Gemeinde Rettenschöss auf unserer Homepage zur Verfügung stellen.

Leider ist unser allseits beliebter Herr Buchauer Alexander am 16.11.2017 im Alter von nur 69. Jahren verstorben.

Hier ein Nachruf von der Familie

Alexander Buchauer wurde als Alexander von Muchmayer, am 30. April 1949, in Innsbruck geboren. Im März 1950 wurde er von Simon und Johanna Buchauer, vgl. Zentrale, als Pflegekind angenommen, und mit „Ziegenmilch und Lebertran“ (Rezept von Dr. Mark) aufgepäppelt. Zusammen mit seinem Bruder Adolf verlebte er eine behütete Kindheit.

Erst 1958 wurde er getauft und empfing kurz darauf seine Erstkommunion.
In der Volksschule Rettenschöss fiel Alex mit sehr guten Noten auf, sodass nach 4 Jahren seiner Mutter empfohlen wurde ihn nach Kufstein in die Hauptschule zu schicken. Den Schulweg nach Kufstein legte er des Öfteren zu Fuß zurück.

Nach der Hauptschule begann er bei der Bundesländer Versicherung eine Lehre als Bürokaufmann.
Am 29.12.1967 wurde er von seinen Zieheltern endgültig adoptiert und nahm den Namen Buchauer an.
1969, nach fünf Jahren bei der Bundesländer Versicherung machte sich Alex als Akkordeon-Solist selbständig. So spielte er unter anderen beim Kirchenwirt in Walchsee oder im Wienerwald Kufstein. Ein Dienstvertrag aus dieser Zeit lautet auf 6 Tage die Woche, von 17:00 bis 24:00 Uhr. „Wenig Worte – Viel Musik“
Bereits 1968 begann er bei der Gemeinde Rettenschöss als Sekretär zu arbeiten.

Erst 42 Jahre, und einige Bürgermeister später begab er sich 2010 in den Ruhestand.

1976 kaufte er sich den Baugrund (seine Mutter sagte immer „Da möchtest du bauen? – wo Fuchs und Has´ sich gute Nacht sagen“), auf dem er 1984 das jetzige Holler Häusl erbaute.

1977 errichtete er das alte Holler-Häusl, laut Konzessionsbescheid zum „Verkauf von kalten Imbissen, heißen Würstln und Suppen. (…) die Konzession ist beschränkt auf einen Raum mit 3 mal 6 Metern“. Hier lernte er dann auch seine Frau Johanna kennen, welche öfters bei ihrer Schwester Lisi die Kinder betreute, und mit dem Kinderwagen zum Holler–Häusl spazierte. Nachdem 1985 Tochter Barbara geboren wurde, heirateten die Beiden am 18. Jänner 1986. Die Töchter Hanni, 1987, und Lisa, 1992, machten das Familienglück perfekt. Natürlich will eine Familie auch ernährt werden, und so hatte Alex zu seiner aktivsten Zeit 7 Arbeitsstellen gleichzeitig:

  • Angestellter bei der Bundesländer und der Tiroler Versicherung
  • Gemeindesekretär
  • Musikant
  • Musiklehrer
  • Wirt
  • Kassier bei der Bauernkasse

In jüngster Vergangenheit verlief sein Leben nun um einiges ruhiger. Große Freude bereiteten ihm immer die Besuche seiner geliebten Enkel: Josef Magdalena und Theresa.

Natürlich blieb ihm nebenher immer noch genügend Zeit für seine größte Leidenschaft, das Chronikwesen. Seit Anfang der achtziger Jahre erforschte er die Geschichte seiner Heimat. Eine Geschichte deren Teil er nun selber geworden ist.
Ruhe in Frieden.

Buchauer Alexander
Chronist

Geschichte von Rettenschöss in Kurzform

In der Gemeinde Rettenschöss gibt es keine Funde aus vorgeschichtlicher Zeit, die auf eine frühe Besiedlung hinweisen. Bei der Untersuchung der Vegetationsentwicklung in der in der Gemeinde Walchsee liegenden Hochmoores Schwemm stellte man auf Grund der Spitzwegerich-Pollen fest, dass es in der Jungsteinzeit einen menschlichen Eingriff in die Natur gab. Geringfügige Rodungen in der näheren Umgebung werden auf die Zeiträume um 2650 und 2100 v. Chr. eingereiht. Eine neuerliche Erschließung und eine Siedlung in unmittelbarer Gegend der Schwemm zeichnet sich um 500 v. Chr. ab. Die Pollenfunde von Getreide deuten auf den damaligen Ackerbau hin. Nach der Zeiten-wende gehen die Gräser, Kultur- und Siedlungszeiger zurück. Um 500 n. Chr. setzen kleinräumige Rodungen durch den Menschen wieder ein, um die Jahrtausendwende folgt ein verstärkter Eingriff in die Natur.

Durch die Keltenansiedlung in Ebbs und im Priental, das an Rettenschöss grenzt, darf angenommen werden, dass dieses Gebiet auch berührt wurde. Der Bestand einer Römerstraße ist nicht belegt.

Die Namen „Walchsee“ und der im Ritzgraben fließende „Walchenthaler Bach“ leiten von den im frühen 5. Jahrhundert abgezogenen Resten römischer Bevölkerung, den Walchen ab, die sich oft in entlegenere Gebiete zurückgezogen hatten.

Die zahlreichen „-ing“-Namen von Höfen und Orten weisen auf bayerische Siedlungs-tätigkeit hin und erscheinen vor und nach der Jahrtausendwende. Der Name „Pötting“ soll schon vor dem Jahre 1000 bekannt gewesen sein.

1107 bis 1125
Das ist der Zeitraum, der für die Urkunde der ersten Nennung des Thalbauern eingeschätzt wird. Der erste namentlich genannte Bauernhof in der Gemeinde Rettenschöss gehörte „Engilram de Wisemulin“.

1151
Papst Eugen III. bestätigte die Besitzungen des Kloster Rott am Inn, darin sind Orte Wagrain, Durchholzen und Walchsee aufgeführt. Durchholzen schlug mit Rettenschöss fast den selben geschichtlichen Weg ein, es war daher damit auch der Siedlungsraum von Rettenschöss gemeint. 

1166
In den Abgabenverzeichnissen des Codex Falkensteinensis scheint Aufing als einziger Hof der jetzigen Gemeinde Rettenschöss auf: „Uuingin IIII sagme, due in autumno et II in maio, et II haspe lini.“ Es waren also von Aufing vier Saum Wein, je zwei im Herbst und zwei im Mai abzuliefern. Darüber hinaus gab man von dort zwei Haspeln oder „Reiseln“ Flachs.1175 bis 1180 wird Aufing wird als Besitz von Ortolf in Degerndorf/Brannenburg genannt. 

1231 bis 1234 bzw. 1279 bis 1284
Das Güterverzeichnis der bayerischen Herzöge nennt „Rotesches“ zum ersten Mal, sowie die Höfe Gschöss, Mannastätt, Schernberg, Eisenschlägl (= Ank), Riederbauer, Harland, Osenthal, Pötting und Miesberg und Hangengereiden (= Greiderer) ebenfalls. Genannt sind noch zwei Schwaigen in der Feistenau und die Schwaig Ritz, die Viehwirtschaft betrieben. 

1480
Das Verzeichnis der Grabensteuer des Landgerichtes Kufstein zählte eine stattliche Anzahl von Höfen im „Durcholzer fiertail“ auf, zu dem Rettenschöss gehörte. Darunter zählen auch die ersten Nennungen von Primau und Waldried (= Maried). 

1524
Ein Vertrag zwischen Walchseern und Feistenauern wegen der Alpfahrt und der Zäune dürfte gleichzeitig auch die erste urkundliche Erwähnung über den Bestand von Almen auf Rettenschösser Gebiet sein.

1545
Die Durchholzner Feldordnung bestimmte, wieviele Tiere auf die Alm getrieben werden durften: „Item es soll kainer, an welch ort das sei, nündert mehr treiben oder aufschlachten weder ain halb lechner sechzöchen rinder, zwai oder drei roß, ain viertler acht rinder und zwai roß. Ob ainer mehr roß hat, denselben soll er ain albm bestehen. Es sollen gerechnet werden vier schaf fir ain rind und drei rinder fir ain roß.“ Es darf angenommen werden, dass durch die Durchholzner Feldordnung die Gemeinschaftsweiden entstanden, ebenso der Waldbesitz der Miesberger Bauern am Heuberg, der in der Gemeinde Walchsee liegt. 

Mitte des 16. Jahrhunderts: In dieser Zeit wurde vieles neu geordnet: Es trug die oben erwähnte Feldordnung bei. Es gibt aus dieser Zeit zahlreiche Verträge zwischen den Almbauern. Erwähnenswert ist der Vertrag aus dem Jahre 1535 wegen der Abendpoit, Baumgarten und Brenn. Damit zeichnete sich die spätere Gemeindegrenze zwischen Walchsee und Retten-schöss in den Almgebieten ab. Aus dieser Zeit stammt auch die Almordnung der Ebbser Bauern aus dem Jahre 1541.

Bedingt durch den Anschluß des Bezirkes Kufstein an Tirol war eine mit den Bayern eine gemeinsame Grenzziehung notwendig. Es bestehen eine Grenzbeschreibung aus dem Jahre 1541 und ausführliche Vertragsunterlagen aus dem Jahre 1555. Dann kaufte sich Durchholzen in die Kreuztracht Walchsee der Pfarre Ebbs ein (1554 bis 1556), Rettenschöss verblieb bei der Kreuztracht Niederndorf.

1614
Eine weitere Liste über die Höfe ist in der Getreidebeschreibung enthalten, sogar die Anzahl der Bewohner ist bekannt. Rettenschöss mit Durchholzen hatte 1563 Einwohner. Leider fehlen zum Teil die genauen Ortsangaben auf der Urkunde. Die Anzahl der Bewohner des Anteiles Rettenschöss kann mit 450 bis 500 hochgerechnet werden.

1682 bzw. 1688
Auf dem „Kreuzbichl“ entstand die Antoniuskapelle aus Holz, sie wurde 1739 durch ein Mauerwerk ersetzt.

1744
Bei der Antoniuskapelle bauten freiwillige Helfer eine Klause. Der angestellte Einsiedler unterrichtete die Bevölkerung. Das Haus diente bis 1931 als Schule.

1779
Jeder heute bestehende Bauernhof fand im Steuerkataster Erwähnung. Nur wenige sind gänzlich verschwunden und einem Nachbargut zugefallen. Bedeutendster Grundherr war das Landesfürstliche Urbaramt Kufstein. Die Höfe in Pötting gehörten verschiedenen Klöstern. Die umliegenden Kirchen waren ebenfalls Besitzer einzelner Güter. Das gewerbliche Leben bestand in Rettenschöss aus folgenden Berufen: Schmied, Müller, Schuster, Weber und Schneider.

 1786
Mit der Errichtung der Pfarre Niederndorf war Rettenschöss nicht begeistert. Es trug sicher auch bei, dass der damalige Ebbser Pfarrer ein gebürtiger Rettenschösser war. 

1809
Der Schützenhauptmann Veit Sterr vom Scherer im Ritzgraben leitete mehrere Standposten in Kufstein und an anderen Orten mit Leuten aus der Unteren Schranne. Das Schicksalsjahr 1809 war in Rettenschöss eher ruhig.

1837 und 1844
Anläßlich einer Visitation besuchte Kardinal Fürst Friedrich von Schwarzenberg Rettenschöss. Gleich zwei Gedenktafeln und ein Gedenkstein erinnern an den hohen Besuch. 

1840
Durch den überlaufenden Ramsbach in Walchsee wurde die Schwemm angefüllt, das Hochwasser lief über Pötting aus. 

1841
Ein Großbrand vernichtete vier Gebäude in der Ortschaft Rettenschöss.

1850
Rettenschöss zählte 353 Einwohner, im Vergleich dazu Niederndorf 457 und Niederndorferberg 527.

 1850
Rettenschöss wurde mit Niederndorferberg mit der Gemeinde Niederndorf vereinigt, jedoch gab es ab 1863 wieder drei selbstständige Gemeinden.

1867
Die Liste der 14 Gewerbetreibenden: 2 Weber, 2 Müller, 2 Schuster, je ein Schneider, Rotgerber, Huf- und Waffenschmied, Käse- und Schmalzhändler, Zimmermeister, Goldschmied und Graveur, ein Ausschank über die Gasse und ein Wirt. 

1883
Diphterie erfaßte besonders die Schuljugend, es gab sogar einige Todesfälle. 

1893
Ein weiterer Großbrand vernichtete sechs Gebäude, diesmal in der Ortschaft Osenthal.

1899
Die gesamte Untere Schranne, auch Rettenschöss, wurde von einem argen Hochwasser verwüstet. 

1914
Erschloss der öffentliche Verkehr auch Rettenschöss. Die Postautolinie Kufstein – Kössen verlief schon damals entlang der heutigen Bundesstraße.

1914 bis 1918 und 1939 bis 1945
Die beiden Weltkriege nahmen 21 bzw. 18 Bauernsöhne und Knechte mit in den Tod oder galten als vermisst. Vom Karl am Miesberg kamen im 1. Weltkrieg gleich drei Söhne nicht mehr heim.

1921
Das Kraftwerk der Gemeinde Niederndorf, heute genannt „E-Werk Aschenthaler Bach“, versorgte Teile der Gemeinde Rettenschöss zum ersten Mal mit Strom.

1921
Das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Rettenschöss.

1924
Das Hochwasser spülte alle Brücken über den Staudinger Bach fort.

1924
Der Weg nach Feistenau wurde nach einer neuen Trasse angelegt.

1931
Rettenschöss erhielt ein neues Schulgebäude.

1956
In unserer Gemeinde gab es nur 4 Autos.

1958
In Rettenschöss begann mit mit dem Wegbauprogramm, das sich dreißig Jahre hinzog.

1961
Es setzte eine rege Bautätigkeit in der Siedlung Leitacker ein, es entstanden dort eine Reihe Wochenendhäuser.

1969
Das Schulhaus wurde fast zur Gänze abgetragen und durch ein neues ersetzt.

1977
In diesem Jahr wurde der Fremdenverkehrsverband, der sich heute Tourismusverband nennt, gegründet.